Gutes Ankommen und gesellschaftliche Teilhabe

Exile Media Hub Brandenburg

Das Problem

Deutschland steht bei der Ar­beits­markt­in­te­gra­ti­on von Flücht­lin­gen vor großen Her­aus­for­de­run­gen – trotz Fach­kräf­te­man­gels. Viele dürfen während langer Asyl­ver­fah­ren nur ein­ge­schränkt arbeiten. Sprach- und In­te­gra­ti­ons­kur­se sind oft schwer zugänglich, Wartezeiten von bis zu einem Jahr verzögern zusätzlich. In­di­vi­du­el­le In­te­gra­ti­ons­we­ge fehlen, weshalb Hoch­qua­li­fi­zier­te oft unter ihrem Niveau arbeiten. Ge­mein­schafts­un­ter­künf­te werden oft zum Dau­er­auf­ent­halt; Enge, fehlende Pri­vat­sphä­re und Isolation belasten psychisch. Hinzu kommen lange Wartezeiten bei Behörden, mangelnde Kontakte und Konflikte mit Anwohner*innen. Eine frühzeitige Anbindung an den Ar­beits­markt, maß­ge­schnei­der­te Angebote und trans­pa­ren­te Pla­nungs­pro­zes­se könnten die Integration be­schleu­ni­gen. Auch die sys­te­ma­ti­sche Erfassung von Qua­li­fi­ka­tio­nen ist wichtig, um Potenziale zu nutzen und den Fach­kräf­te­man­gel zu schließen.

Wie wurde das Problem gelöst?

Mit dem Exil Media Hub Brandenburg in Schmerwitz (Wiesenburg/Mark) ist 2024 ein innovativer Ort entstanden, der ge­flüch­te­ten Me­di­en­schaf­fen­den ein sicheres Umfeld für Arbeit und Vernetzung bietet. Jour­na­lis­ten, Filmemacher, Fotografen und IT-Spe­zia­lis­ten finden hier 110 Zimmer mit eigenem Bad und moderne Studios. Die Dorf­ge­mein­schaft hat Erfahrung mit Flücht­lin­gen und fördert den Austausch.

Zielgruppe sind Asyl­su­chen­de, anerkannte Flüchtlinge und andere Schutz­be­rech­tig­te, die ihre Medien- und IT-Kenntnisse vertiefen können. Bran­chen­spe­zi­fi­sche Schulungen und technische Ausstattung vermeiden „Brain Waste“ und sichern Fachkräfte für den deutschen Markt. Das ge­mein­schaft­li­che Wohnkonzept stärkt die soziale und berufliche Integration, Workshops und kulturelle Angebote fördern den Kontakt zur Dorf­be­völ­ke­rung. Die offene Struktur erhöht die Akzeptanz, stärkt den Zu­sam­men­halt und hat Mo­dell­cha­rak­ter, der auch auf andere Branchen übertragbar ist.

Umsetzungsprozess

Seit 2021 bieten wir ge­flüch­te­ten Me­di­en­schaf­fen­den kostenlose Unterkünfte in Berlin und Zugang zu unserem Coworking Space an. Leider ist unser Angebot in Berlin aufgrund des Woh­nungs­man­gels auf maximal 20 Personen begrenzt. Ein großes Haus, in dem viele Me­di­en­schaf­fen­de unter einem Dach leben, lernen und arbeiten können, gibt es in Berlin nicht. Deshalb haben wir uns 2023 auf die Suche gemacht und bei Bür­ger­meis­te­rIn­nen in Brandenburg angefragt, ob sie leer­ste­hen­de größere Gebäude haben. Marco Beckendorf, der Bür­ger­meis­ter von Wiesenburg, hat uns dann ein Haus mit über 100 Wohnungen im Dorf Schmweritz angeboten. Eigentlich wollten die Bürger des Ortes keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen, aber nach mehreren Bür­ger­ver­samm­lun­gen konnten wir sie überzeugen und haben sogar darüber abstimmen lassen.