Telefonische Sprachmittlung für eine barrierefreie medizinische Versorgung

Das Problem
Dolmetschleistungen im Gesundheitswesen werden nicht von den Krankenkassen übernommen und auch von keiner anderen Stelle flächendeckend finanziert. Die Verfügbarkeit von Sprachmittlung in Gesundheitseinrichtungen ist vielerorts abhängig vom guten Willen einzelner Entscheidungsträger*innen.
Sprachbarrieren erschweren die Inanspruchnahme von (präventiven) Gesundheitsleistungen und mindern die Behandlungsqualität. Verständigungsprobleme führen zu häufigeren Untersuchungen, unnötigen Klinikaufenthalten und längeren Liegezeiten. Sie erschweren die Diagnosestellung und führen zu ineffizienten Abläufen. Der Behandlungserfolg leidet, wenn Patient*innen Anweisungen nicht verstehen. Sprachbarrieren führen zudem dazu, dass Menschen sich im Gesundheitssystem nicht zurechtfinden und oft erst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien oder Notfällen medizinische Hilfe suchen, was hohe Kosten für die Krankenkassen und schlechtere Gesundheitszustände der Betroffenen verursacht.
Wie wurde das Problem gelöst?
Triaphon bietet medizinischem Personal und Menschen mit Sprachbarriere eine sofortige Sprachmittlung am Telefon und verbessert so die Kommunikation in der med. Versorgung. Über eine Dolmetsch-Hotline wirkt Triaphon sowohl in der stationären Akutversorgung als auch bei ambulanten Arztbesuchen. 140 Sprachmittelnde dolmetschen 24/7 in 13 verschiedene Sprachen. Triaphon erleichtert nicht-deutschsprachigen Personen den Zugang zu Gesundheitsinformationen, reduziert Wissensdefizite und fördert die Erkennung und Behandlung von Patientenbedürfnissen, was die Patientensicherheit und -zufriedenheit steigert. Sprachmittlung stärkt das Vertrauen in das Gesundheitssystem, ermutigt Patient*innen zur aktiven Mitgestaltung ihrer Gesundheit und fördert Teilhabe und Integration. Triaphon-Nutzende bestätigen, dass der Einsatz von Triaphon zu größerer gegenseitiger Wertschätzung und einem besseren kulturellen Verständnis beiträgt. Triaphon arbeitet gemeinnützig und nicht gewinnorientiert.
Umsetzungsprozess
Triaphon wurde 2017 von Ärzt*innen gegründet, die in der Klinik regelmäßig auf nicht-deutschsprachige Patient*innen trafen. Besonders in Notsituationen war die Kommunikation ohne Dolmetscher*in schwierig und führte zu (teils folgenreichen) Missverständnissen. Diese Verständigungsprobleme zeigten den dringenden Bedarf nach einem praktikablen, schnell verfügbaren Tool zur Überwindung von Sprachbarrieren. Die Idee einer Dolmetsch-Hotline wurde 2017 mit ehrenamtlicher Unterstützung von IT-Expert*innen, Produktentwickler*innen und Jurist*innen umgesetzt. Zahlreiche Sprachmittler*innen, viele mit persönlicher Erfahrung von Sprachbarrieren, beteiligten sich an der Umsetzung. Nach erfolgreicher Pilotierung in einer Berliner Klinik wurde Triaphon ausgeweitet. Aus anfangs 4 wurden bis heute 13 verfügbare Sprachen. Über das digitale Schichtsystem einer Web-App planen die Sprachmittler*innen ihre Einsätze. Heute leistet Triaphon monatlich über 2000 Einsätze in 180 Einrichtungen.