Neue Reportage zu Re:Form: Wie Ver­wal­tungs­pio­nier:innen den Staat von morgen gestalten

Tiaji Sio, Mission Lead von Re:Form, Pro­ject­Tog­e­ther

 

Die deutsche Verwaltung steht unter gewaltigem Ver­än­de­rungs­druck. Ge­sell­schaft­li­che Erwartungen an staatliche Hand­lungs­fä­hig­keit verschieben sich, globale und in­nen­po­li­ti­sche Krisen verlangen Tempo und Lern­fä­hig­keit, tech­no­lo­gi­sche Sprünge und Künstliche Intelligenz stellen Grund­an­nah­men infrage, wie unser Staat im 21. Jahrhundert funk­tio­nie­ren kann. Doch ein Staat lässt sich nicht mit der Kettensäge gegen die Bürokratie mo­der­ni­sie­ren.

Wer heute über staatliche Hand­lungs­fä­hig­keit spricht, spricht über nichts Geringeres als die Ver­tei­di­gung und Zukunft unserer Demokratie. Denn diese steckt in einer tiefen Ver­trau­ens­kri­se. Darauf zu reagieren, ist nicht allein Aufgabe von Politik und Verwaltung, sie braucht auch die Ver­ant­wor­tung und Ge­stal­tungs­kraft einer wachen Zi­vil­ge­sell­schaft. Was wir versuchen, ist kein Abbau staatlicher Strukturen, wie er in Teilen der USA betrieben wird, sondern ein neues Verständnis von Staat­lich­keit zu etablieren, das auf Ei­gen­ver­ant­wor­tung, Vertrauen und Kooperation beruht.

Wir stehen jetzt gerade an einem ent­schei­den­den Moment. Eine neue Bun­des­re­gie­rung ist im Amt und das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Di­gi­ta­li­sie­rung und Staats­mo­der­ni­sie­rung (BMDS) setzt mit der letzte Woche ver­öf­fent­lich­ten Mo­der­ni­sie­rungs­agen­da die Grundlagen. Doch die Erfahrung der letzten Le­gis­la­tur­pe­ri­oden hat gezeigt, dass politischer Wille allein nicht reicht. Strukturen verändern sich nicht aus sich heraus. Sie brauchen Räume, in denen Menschen Neues erproben, Netzwerke, die Veränderung ermöglichen, und wohl­wol­len­den Druck von außen, der fest­ge­fah­re­ne Strukturen in Bewegung bringt. Genau solche Begegnungs- und Lernräume schaffen wir mit Re:Form.

In unserer neuen Reportage geben wir einen Einblick in den Ar­beits­all­tag der Ver­wal­tungs­pio­nier:innen aus unserer Community. Menschen, die mutig vorangehen und gemeinsam den Staat von morgen gestalten.

Mit unseren Formaten bringen wir sie ressort- und hier­ar­chie­über­grei­fend zusammen: Ver­wal­tungs­pio­nier:innen, die Ver­ant­wor­tung übernehmen wollen und den Mut haben, vertraute Routinen infrage zu stellen. Statt Zu­stän­dig­keits­gren­zen und Res­sort­kämp­fe rücken wir Vertrauen und die gemeinsame Suche nach Lösungen in den Mittelpunkt. So entstehen Ideen, die im Ver­wal­tungs­all­tag kaum eine Chance hätten: eine Steuerung, die sich an Wir­kungs­zie­len orientiert, das konsequente Teilen funk­tio­nie­ren­der Lösungen, anstatt sie immer wieder neu zu erfinden, neue Wege im Per­so­nal­ma­nage­ment, um die besten Talente für den Staat zu gewinnen und zu halten.

Auch un­kon­ven­tio­nel­le Ansätze können entstehen: von ex­pe­ri­men­tel­len Rechts­räu­men, in welchen auf kommunaler Ebene Neues erprobt werden kann, über Ge­setz­ge­bungs­pro­zes­se, bei welchen bereits in der Frühphase Pra­xis­wis­sen in das Pro­zess­de­sign integriert wird, bis hin zu der Frage, ob wir einen Bun­des­wir­kungs­hof brauchen.

Unser Anspruch geht über das Reparieren von Defiziten hinaus. Wir wollen den Blick nach vorn richten und fragen, wie Staat­lich­keit aussehen kann, wenn sie lernfähig, hand­lungs­stark und zu­kunfts­of­fen wird. Wie öffentliche In­sti­tu­tio­nen wieder Vertrauen gewinnen, weil sie spürbar im Leben der Bürgerinnen und Bürger wirken und Ver­ant­wor­tung übernehmen. Diese Fragen bleiben bei uns nicht theoretisch.

Mit unseren Formaten zeigen wir in der Praxis, dass Politik und Verwaltung ko-kreativ und ver­trau­ens­voll arbeiten können – methodisch wie inhaltlich. Das Forum für den Staat von morgen ist dabei unser zentraler Re­so­nanz­raum. Hier entstehen Inhalte und Konzepte, die über klassische Kon­fe­renz­lo­gik hinausgehen. Menschen aus allen Teilen der Verwaltung kommen zusammen, teilen Erfahrungen und entwerfen Zu­kunfts­bil­der, die im Alltag oft keinen Platz finden. Aus diesen Begegnungen wachsen Impulse, die wir aktiv in politische Dis­kus­sio­nen tragen. Was hier entsteht, bleibt nicht im ge­schlos­se­nen Raum, sondern soll die Mo­der­ni­sie­rungs­agen­da aus einer breiten zi­vil­ge­sell­schaft­li­chen Ver­ant­wor­tung heraus prägen.

Wir glauben, dass eine zu­kunfts­fä­hi­ge Demokratie In­sti­tu­tio­nen braucht, die hand­lungs­fä­hig und ver­trau­ens­wür­dig bleiben. Dazu gehört, dass wir Strukturen entwickeln müssen, die ebendiese Gestaltung ermöglichen. Deshalb laden wir alle ein, die Lust haben, Teil dieser Bewegung zu sein. Denn ein hand­lungs­fä­hi­ger Staat von morgen entsteht dort, wo Menschen sich zu­sam­men­schlie­ßen und den Mut finden, Gewohntes hinter sich zu lassen

 

Diesen Beitrag haben wir am 9. Oktober 2025 in unserem Re:Form-Newsletter versendet. Melde Dich jetzt an und erhalte die neuesten Ausgaben direkt in Dein Postfach.